20 Jahre OSL-Kindertörns mit der DE ALBERTHA
Für jedes Projekt, insbesondere dann, wenn es von längerer Dauer sein soll, braucht es jemanden, der die Idee dazu hat, und jemanden, der dabei mithilft, diese Idee auch umzusetzen.
Der inzwischen leider verstorbene Laboer Detlef Boje – als Fregattenkapitän selbst lange zur See gefahren - war vor mehr als 20 Jahren der Ideengeber für einen Verein, der sich um den Erhalt der kulturellen Werte aus der traditionellen Seefahrt kümmern wollte. Er konnte schnell einige Mitstreiter von dieser Idee überzeugen, und so wurde am 4. August 2000 in einer Versammlung von 12 Liebhabern alter Wasserfahrzeuge der Verein Ole Schippn Laboe e.V. gegründet.
Als man sich damals Gedanken darüber machte, was dieser Verein so alles auf die Beine stellen könnte, ist unter anderem auch die Idee geboren worden, den Grundschulkindern aus Laboe ein Segelabenteuer auf einem Traditionssegler zu ermöglichen.
Dieser Vorschlag wurde von der Schule gerne aufgenommen, ein dafür geeignetes Schiff wurde mit der DE ALBERTHA aufgrund schon bestehender Kontakte schnell gefunden, und für die Finanzierung der ersten Fahrten im Jahre 2001 haben die Gründungsmitglieder tief in die eigene Tasche gegriffen. Denn eines wollte Detlef auf jeden Fall: Die Fahrten sollten für die Kinder bzw. deren Eltern kostenfrei sein – und das sind sie übrigens bis heute durch viele Förderer auch geblieben.
In diesem Jahr sollten nun in der letzten April-Woche die OSL-Kindertörns mit der DE ALBERTHA zum 20. Mal stattfinden – Jubiläums-Törns also! Das sollte gefeiert werden!
Fand übrigens auch Daniel Günther, der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, der in diesem Jahr die Schirmherrschaft für unser Projekt übernommen hat!
Ob aber die Törns tatsächlich durchgeführt werden können, steht zum Zeitpunkt, als dieser Artikel verfasst wird, noch in den Sternen. Das Schiff dazu wurde zwar bereits vor längerer Zeit gechartert, und es wurden von den Eltern der 27 Viertklässler auch 25 Kinder angemeldet – beides natürlich zu einem Zeitpunkt, als Frl. Corona Virus ihre Reise um die Welt noch nicht angetreten hatte. Wir werden in Absprache mit der Schule diese dynamische Situation im Blick behalten und deren Entwicklung berücksichtigen. Die kommenden Wochen werden Gewissheit bringen.
„Ihr habt uns sicher nach Laboe gebracht“
Auf keinen Fall werden wir jedoch unseren ursprünglichen Plan aufrechterhalten, nach dem Ende des diesjährigen zweiten Törns auf dem Hafenplatz am „Laboer Sofa“ ein Fest zu begehen, zu dem wir alle bisher mit uns gefahrenen Kinder (das waren über 600) eingeladen hatten. Unser Einladungs-Rundbrief hat nicht alle erreicht, viele sind inzwischen in alle Windrichtungen verstreut – aber rund 200 Anmeldungen von Kindern und Begleitpersonen haben wir doch zurückbekommen. Wir hatten uns sehr darauf gefreut, diese und sicher noch viele weitere DE ALBERTHA Fans am Sonnabend, den 02. Mai 2020 am Liegeplatz des Traditionsseglers begrüßen zu können.
Für die zwischen 10 und 30 Jahre alten DE ALBERTHA Mitsegler wollten wir ein Festzelt aufstellen, damit sie sich dort nicht nur über ihre Segelerlebnisse austauschen können, sondern auch darüber, was so aus ihnen geworden ist. Um den kleinen Hunger und großen Durst sollte sich ein Laboer Catering-Unternehmen kümmern; wer die aufgenommenen Kalorien wieder abtrainieren wollte, hätte das an einem Vierfach-Trampolin tun können. Ganz Mutige wären vielleicht auch in den auf 30 Meter hochsteigenden Rettungskorb der Freiwilligen Feuerwehr Laboe geklettert. Die Planungen waren schon weit vorangeschritten, auch das eine oder andere Gimmick wäre sicher noch hinzugekommen.
Nun allerdings sind wir den Empfehlungen der Politik gefolgt und haben die Planungen zu dieser Jubiläumsfeier eingestellt! Ob sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird, ist noch nicht entschieden. Auch andere OSL-Veranstaltungen wurden bis auf weiteres gecancelt, sofern es sich nicht um kleinere Treffen von Mitgliedern handelt.
Zur Erinnerung an Detlef und RoRa, die jahrelang sehr aktiv dabei waren
Wir bedauern diese Maßnahmen außerordentlich, aber auch wir von OSL e.V. wollen und müssen unseren Beitrag leisten zum Schutz der Gesundheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger – insbesondere derjenigen, die aufgrund Alter oder Vorerkrankungen besonders gefährdet sind!
Text: Jens Zywitza
Fotos: OSL-Archiv
Blick achteraus
Von der Planke auf die Schiene.
An einem Skippertreffen nicht auf schwankenden Booten, sondern auf festliegenden Schienen, nahmen am 19. Februar vierzehn OSLer teil – sie besuchten das Kieler Traditionsunternehmen Vossloh Locomotives in den neuen Werkshallen in Kiel-Suchsdorf.
Seit über 100 Jahren werden in Kiel Lokomotiven gebaut, und das Unternehmen Vossloh, als Nachfolger der MaK in Kiel-Friedrichsort, fertigt seit 1998 weiterhin leistungsstarke Diesellokomotiven, in erster Linie für den Rangierverkehr. Man hat sich damit in diesem Segment eine führende Position auf dem europäischen Markt als Produzent und Full-Service-Anbieter erarbeitet.
Ein Freund unseres Schriftführers Heinz Bisping ist als Entwicklungsingenieur bei Vossloh tätig und hat uns die Besichtigung ermöglicht. Dieser guten Verbindung war es dann auch zu verdanken, dass wir vom Produktionsleiter, Herrn Mike Vetter, persönlich durch die Produktionshallen geführt wurden. Begleitet hat uns außerdem die bei Vossloh für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Frau Verena Jeroch. Beide standen uns sehr freundlich und auskunftsbereit für alle Fragen zur Verfügung.
Vielen Dank dafür!
Ausgestattet mit Schutzbrillen (in allen Hallen zu tragen!) und Ohrstöpseln (in gekennzeichneten lauten Bereichen ins Ohr damit!) machten wir uns auf den Werksrundgang.
Von der Drehgestellfertigung über die Laserschneid- und Roboterschweißanlage zur Rohrbiegerei und ins Zentrallager – alle Arbeitsschritte von der kleinsten Schraube bis zur Inbetriebsetzung einer fertigen Lok wurden uns gezeigt. Super interessant!
Verschiedene Fertigungsschritte
Wer erwartet hatte, sich in einem wuseligen, verölten und lauten Industriewerk wiederzufinden, wurde eines Besseren belehrt: Lokomotivbau scheint sich gefühlt fast unter Laborbedingungen abzuspielen. Beeindruckend!
Als wir am Ende des Rundgangs vor einer riesigen, in Leuchtfarbe lackierten Lok standen, und die Frage nach deren Verkaufspreis aufkam, haben sich einige Teilnehmer schnell ausgerechnet, wie viele Segelyachten dafür zu haben wären. Wir haben dann schnell vom Kauf einer Diesellok abgesehen – schließlich ist sie nicht segelfähig und hätte wohl auch mit dem Schwimmen so ihre Probleme. 😊
Text: Jens Zywitza
Werksfotos: Vossloh